Die Treibschnur ist das Seilstück, das am Höchsten belastet wird, wie ihr bei Wissenschaft nachlesen könnt wird diese bis 2500km/h schnell und das in einer solchen kurzen Zeit, dass die Kräfte gigantisch sind. Und nicht nur die Kräfte, sondern auch die Temperaturen.
Material
Am Anfang benutzten wir alles mögliche, Schuhbändel, Maurerschnüre, Baumwollschnüre und und und. Doch bei einem sind wir eine Zeitlang hängengeblieben, bei Heuballenschnüren. Da diese kostenlos waren und eigentlich auch recht lange gehalten haben knallten wir lange mit denen. Doch als wir immer bessere Goiseln bauten hatten wir zunehmend auch mit denen Probleme und so ging es ans weitersuchen.
Datenblatt Ballenschnur (PP)
images.mercateo.com/pdf/Schuricht/PP_DATA_D.pdf
Das ist eine Makroaufnahme einer Treibschnur, die aus Dyneema ist, dieses Material ist Hoch fest(270kg/mm²), und besitzt einen Schmelzpunkt von ca. 150°C, der Nachteil an diesem Material ist die geringe Bruchdehnung und somit "verzeiht" diese Schnur den kleinsten Fehler (Knoten) nicht und reißt ab.
Der Knall der durch diese Schnur entsteht ist super doch man darf die Treibschnur nicht zu klein werden lassen. Denn eine kleine Treibschnur an einer großen Goisel erreicht hohe Geschwindigkeiten. Durch die Luftreibung erhitzt sich das Material und schmilzt an. Die geschmolzenen Stücke sind spröde und brechen beim nächsten Knall ab. Das geht natürlich auf Kosten der Haltbarkeit. Man muss aber auch dazu sagen, dass der Knall heller klingt, was nicht jedermanns Sache ist. Deswegen kann man dem Nachteil mit einer dickeren Treibschnur einfach aus dem Weg gehen.
weiteres zur Hitzemauer:
Hier noch ein Datenblatt zu Dyneema
www.swiss-composite.ch/pdf/t-dyneema.pdf
Viele verwenden Polyamid oder auch Nylon oder Perlon genannt. Auch das Karbatschenband ist aus dieser "Fallschirmseide" gewoben. Auch ich habe diese Kunstfaser ausgiebig getestet. Mein Fazit ist, je höher die Festigkeit, desto besser. Da Polyamid "nur" 80N/mm² Festigkeit hat, ist es keine wirkliche Verbesserung zu PP.
Datenblatt Polyamid
images.mercateo.com/pdf/Schuricht/PA6_DATA_D.pdf
|
PP |
Dyneema |
Polyamid |
Kevlar
|
Vectran
|
Zugfestigkeit |
3kg/mm² |
290kg/mm² |
8kg/mm² |
90Kg/mm² |
270kg/mm² |
Schmelzpunkt |
140°C |
150°C |
215°C |
450°C(zerfall) |
330°C |
Reissdehnung |
70% |
3,6% |
50% |
2,7% |
4-5% |
Dichte |
0,906g/cm³ |
0,97g/cm³ |
1,14g/cm³ |
1,44g/cm³ |
1,4g/cm³ |
Wenn man aber gerade diesen hellen knall mag und den Temperaturproblemen nicht Herr wird, der kann noch tiefer in die Materialkiste greifen und Kevlar oder Vectran nehmen. Diese beiden Materialien haben eine wesentlich höhere Temperaturfestigkeit. Einziger Haken hierbei ist, dass beide nicht sehr Beständig gegen UV-Licht sind. Kevlar verliert z.B. 70% der Festigkeit, deshalb ein solch "geringer" Festigkeitswert. Erkennen kann man den Festigkeitsverlust durch die gelb gewordene Faser. Vectran soll in allen Bereichen besser sein als Kevlar, jedoch verliert auch diese durch UV-Strahlung Festigkeit. In welchem Maße konnte ich allerdings noch nicht herausfinden.
Datenblatt Kevlar
www.swiss-composite.ch/pdf/t-Aramid-fuer-Schlauch-Siltex.pdf
Datenblatt Vectran
www.psrope.com/images/products/Vectran112006.pdf
Die Temperaturprobleme kann man umgehen, indem man den "Besen", also das ausgefranzte am Ende der Treibschnur länger macht, oder die Treibschnur dicker macht.Allerdings muss man das natürlich auf das jeweilige Gewicht der Goisel anpassen, denn die muss ja auch die Energie für die hohe Geschwindigkeit bereitstellen. Mehr über die Dicke und Länge des Besen gibt es bei Wissenschaft.
Verschiedene Arten
Um den Artikel noch komplett zu machen schreib ich hier noch über ein paar verschiedene Arten einer Treibschnur. Neben der von uns verwendeter runder Form gibt es auch noch eine flache Form der Treibschnur, welche Vor- oder Nachteile es hierbei gibt möchte ich einzeln Erklären.
Runde Form
Es gibt verdrillte (gedremmelte) Treibschnüre, solche haben wir immer bei den Heuballenschnüren verwendet, weil das am schnellsten geht und am Anfang der Treibschnur eine Öse entsteht zum einhängen (im Bild ganz oben). In der Bildmitte ist ein Versuch mit Nylon, da das Material so glatt ist, hielt kein Knoten und somit ist hier nur ein sehr kurzes Stück Schnur eingehängt, das nur den Besen gibt. Einige benutzen nur solche Treibschnüre mit einer Länge von 20-30cm. Der Nachteil hierbei ist, dass man mehr Kraftaufwand beim Knallen hat.
Die unterste Treibschnur auf dem Bild ist ein Mantelgeflecht eines Bergsteigerseils, dies ist allerdings wegen der Größe nur für sehr große Goiseln verwendbar.
Länge und Dicke
Die Länge und die Dicke ist von der Goisel abhängig. Für eine normale Goisel sollte der Durchmesser ca. 4mm sein und die Länge 20-25cm. Die Länge nimmt natürlich beim Knallen ab, die Treibschnur wechsle ich bei einer Länge von 5-10cm aus. Natürlich kann man auch Flechtleinen verwenden, allerdings sind diese eher ungeschickt zum Anbringen wegen der Knoten oder Ösen. Dies ist bei dem überflochtenen Goisale kein Problem mehr.
Flache Form
Während wir ausschließlich die Runden Treibschnüre verwenden, benutzen die Karbatschenknaller alle die 5cm breite Fallschirmseide. Für kleine Goiseln ist dies natürlich nichts, erst ab 5 Stricken aufwärts lockt man aus dem Stofffetzen einen dumpfen Knall. Klangmäßig ist das mit den runden Treibschnüren nicht zu bewerkstelligen, auch die Materialanforderungen sinken bei dieser Art. Wie gut diese allerdings mit unseren Goiseln Harmonieren muss ich noch Ausprobieren.
Meine Teststücke sind ein 25mm Spanngurt aus PP an einer 5 Strick und ein 50mm Autogurt aus PA an der 17 Strick Goisel. Nach einigen Test habe ich herausgefunden, dass der Autogurt fast nicht knallt, da er viel zu dick ist, aber der Spanngurt hat eigentlich einen guten Knall, schön satt. Wobei ich trotzdem auf ein etwas dünneres Band setzen würde.
Das Karbatschenband hat an den Rändern eine feste Webkante, was es nicht wirklich wie gedacht stabiler und somit schwerer macht. Es wird nicht stabiler, weil das Band von der Mitte heraus abreisst. Im Prinzip würde ein gewobenes Band ähnlich einem Spanngurt am besten halten. Leider kann man so ein Band nicht selbst weben, sonst würde ich eins aus Dyneema weben, das möglichst dünn und leicht ist. Das traditionelle und bekannte Karbatschenband wird von der Seilerei Muffler in Stockach verkauft.
Banddaten:
Breite: 55mm
Dicke in der Mitte: 0,25mm
Material: Kunstseide
Gewicht: ähnlich einer 3mm Schnur
Schwachpunkt: Bandmitte
www.bodenseeseil.de/fasnacht/karbatschen/karbatschen-290.html
Ich habe einen Hersteller für "Karbatschenband" gefunden, dieser nennt dies jedoch Fallschirmband. Das Band gibt es in folgenden Breiten:
9, 12, 19, 30 und 70mm und ist aus Polyamid. Das Band ist minimal dicker (0,4mm) was jedoch kein Nachteil ist, weil die verstärkte Webkante nicht vorhanden ist. Dennoch reisst das Band nicht von der Seite ein. Nachteilig ist jedoch der große Sprung von 30mm auf 70mm.
Banddaten:
Breite: 9mm, 12mm, 19mm, 30mm, 70mm
Dicke: 0,4mm
Material: PA
Nachteil: Zwischengröße 50mm fehlt